Ehre, Technik, Training – das Württemberg-Event 2025

Am 10. Mai wurde die Donaustadt Ehingen zum Treffpunkt für Ju-Jutsu-Begeisterte aus ganz Württemberg. Knapp 200 Teilnehmende kamen in der Johann-Vanotti-Halle zusammen, um in 16 unterschiedlichen Einheiten auf vier Matten gemeinsam zu trainieren, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Das Spektrum reichte von Hanbo Jutsu (Stockkampf) über realitätsnahe Selbstverteidigung und Brazilian Jiu-Jitsu bis hin zu wettkampforientierten Formaten und Themen wie „Frauen-Selbstsicherheit“. Auch für den Nachwuchs war mit einer Einheit unter dem Motto „Spaß und Spiel für Kinder“ gesorgt. Geleitet wurden alle Einheiten von erfahrenen Referierenden, die zur Spitze der Übungsleitenden in Württemberg gehören.

Das Württemberg-Event findet nur einmal im Jahr statt – dieses Mal war Ehingen als Gastgeber an der Reihe, passend zum 40-jährigen Bestehen des Ehinger Sport Clubs. Der Verein versteht sich als erste Anlaufstelle für Kampfsport in der Region und bietet neben Ju-Jutsu auch Judo, Silat, Hanbo und eine Fitnessgruppe an. Die kontinuierlich wachsende Zahl an Mitgliedern – insbesondere im Kinder- und Jugendbereich – bestätigt die hohe Qualität des Trainingsangebots. Einer der Gründungsmitglieder ist Volkmar Baumbast, Präsident des Landesverbands Württemberg und Träger des 8. Dan.

Vier Ehrungen für jahrzehntelanges Engagement

Noch vor dem sportlichen Auftakt wurden vier engagierte Ju-Jutsuka für ihre langjährigen Verdienste geehrt. Patrick Lange, dem der 7. Dan verliehen wurde, steht seit über 30 Jahren in Ravensburg auf der Matte. Seit 20 Jahren ist er Teil des Lehrteams des JJVW und verantwortet seit 17 Jahren das Prüfungswesen im Verband. Mit seinem geschulten Blick für Details und seiner ruhigen, klaren Vermittlung prägt er die Ausbildungsqualität im Land nachhaltig.

Andreas Kustusch, ebenfalls mit dem 7. Dan ausgezeichnet, trainiert seit über 35 Jahren in seiner eigenen Sportschule und ist seit drei Jahrzehnten Mitglied im Lehrteam. Seine fundierte Expertise bringt er zusätzlich in der Ehrenkommission und im Rechtsausschuss des JJVW ein. Sein Wirken verbindet fachliche Tiefe mit juristischem Sachverstand und menschlicher Integrität.

Der 6. Dan wurde an Andreas Schleicher verliehen. Seit 35 Jahren ist er Vereinstrainer in Bad Mergentheim, seit fünf Jahren wirkt er im Lehrteam des Verbands mit. Als Kata-Beauftragter für die Kime-no-kata und als Kassenprüfer verbindet er in besonderer Weise Technikverständnis und organisatorische Verantwortung – ein Engagement, das fachlich wie strukturell Spuren hinterlässt.

Auch Mario Dürr wurde für seine jahrzehntelange Arbeit ausgezeichnet und erhielt den 4. Dan. Seit 30 Jahren ist er als Trainer und Wettkämpfer im Fighting aktiv. Im JJVW ist er seit neun Jahren Vizepräsident für Leistungssport, im DJJV trägt er zudem als Vizepräsident Finanzen bundesweite Verantwortung. Sein Beitrag zum Verband reicht damit weit über das sportliche Geschehen hinaus.

Die Laudatio hielt Hennes Meinikheim, Vizepräsident Breitensport, der in seiner Rede die außergewöhnlichen Leistungen der Geehrten mit persönlichen und wertschätzenden Worten würdigte.

Hennes Meinikheim (Vizepräsident Breitensport JJVW), Andreas Kustusch (7. Dan), Patrick Lange (7. Dan), Mario Dürr (4. Dan), Andreas Schleicher (6. Dan), Volkmar Baumbast (Präsident JJVW)

Gemeinsamer Start auf allen Matten

Direkt im Anschluss leitete der frischgebackene 6. Dan Andreas Schleicher das gemeinsame Warm-up. Mit gezielten Übungen sorgte er für einen konzentrierten und zugleich energiegeladenen Auftakt, der auf allen Matten spürbar wurde. Danach begann das eigentliche Training – in jeder Einheit starteten vier Angebote parallel.

Erste Runde: Fighting, Kombinationen, Wow-Effekte und Kinderstärke

Lukas Pietsch arbeitete mit Einsteigern im Fighting-Bereich und vermittelte Grundlagen zu Distanz, Timing und Verhalten unter Druck. Auf einer anderen Matte zeigte Giuseppe D’Amico strukturierte Verteidigungskombinationen mit fließendem Übergang und klarer Linie – anschaulich, durchdacht und direkt umsetzbar. Parallel dazu begeisterte Enno Häberlein unter dem Motto „Spektakulär kann auch einfach sein“ mit dynamischen Techniken, die sowohl Wirkung als auch Motivation erzeugten. Zeitgleich trainierte Jugendwart Jonas Zimmer mit Kindern und Jugendlichen. Hier standen Spiel, Bewegung, Selbstvertrauen und Gruppenzusammenhalt im Fokus – und die Matte war voller Energie.

Zweite Runde: Reaktion, Körpereinsatz und Jiu Jitsu

In der zweiten Einheit setzte der frisch ausgezeichnete 7. Dan Patrick Lange Impulse zur freien Auseinandersetzung mit Angriffssituationen. Die Teilnehmenden trainierten, flexibel zu reagieren, eigene Wege zu finden und Handlungsspielräume bewusst zu nutzen. Auf der Nachbarmatte arbeiteten Laura und Hennes Meinikheim mit gezieltem Körpereinsatz in Verteidigungskombinationen – mit Fokus auf Körperspannung, Gewicht und Timing. Ingo Kammerer vermittelte praxisnahe Verteidigung gegen Körperumklammerungen – schnörkellos, effizient und mit klarem Bezug zum Prüfungsprogramm. Für die jungen Teilnehmenden ging es bei Jonas Zimmer weiter mit Bewegungsspielen, Reaktionsübungen und Techniken, die altersgerecht und mit viel Freude vermittelt wurden.

Dritte Runde: Boden, Waffen und Selbstvertrauen

Nach der Mittagspause ging es auf allen Matten weiter – mit frischer Energie und erneut vier parallelen Angeboten. Andreas Dold führte in die Grundlagen des Brazilian Jiu-Jitsu ein und zeigte Kontrollpositionen, Übergänge und strukturierten Bodenkampf. Stefan Stöhr setzte klare Akzente im Bereich Waffenabwehr, mit präziser Technik und taktischer Tiefe. Carsten Hippler verband realistische Szenarien aus dem Alltag mit Prinzipien der Selbstverteidigung – ein Mix aus Deeskalation, Wahrnehmung und konsequenter Reaktion. Rebecca Menth leitete die Einheit „Frauen-Selbst-Sicherheit“ – mit technischem Fokus auf Körpersprache und Selbstbehauptung, kombiniert mit mentaler Klarheit. Die Resonanz war durchweg positiv.

Vierte Runde: Technik, Stock, Würfe und Dynamik

Zum Abschluss des Tages fanden erneut vier parallel laufende Einheiten statt, die das vielseitige Bild des Lehrgangs abrundeten. Der frischgebackene 6. Dan Andreas Schleicher leitete eine Bodeneinheit mit systematischer Progression, sauberem Aufbau und viel Raum zur Vertiefung. Parallel dazu zeigte Andreas Schnelle effiziente Verteidigung gegen Angriffe mit Körperkontakt, während Matthias Scheffelmeier mit den Teilnehmenden an Techniken gegen Angriffe ohne Kontakt arbeitete – mit klarem Fokus auf Timing und Einschätzung. Auf der Hanbo-Matte vermittelte Andreas Richard kontrollierte Techniken mit dem Stock – stets mit Blick auf Sicherheit und saubere Bewegung. Ergänzt wurde das Angebot von einer Einheit des frisch ausgezeichneten 7. Dan Andreas Kustusch, der eine Auswahl an Selbstfallwürfen präsentierte – technisch anspruchsvoll, nachvollziehbar aufgebaut und motivierend demonstriert.

Abschluss und Ausblick

Im Anschluss an den sportlichen Teil fand am selben Ort die Mitgliederversammlung des JJVW statt. Damit endete ein in jeder Hinsicht gelungener Tag – voll mit Training, Austausch und persönlichem Wiedersehen. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Für viele Teilnehmende war der Tag ein klares Zeichen dafür, wie viel Qualität, Energie und Engagement im württembergischen Ju-Jutsu steckt – auf allen Matten und in allen Altersklassen.

Text: Enno Häberlein/Martin Tröster
Bilder: Laura Meinikheim/Martin Tröster/Enno Häberlein

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